cathyWenn man ein Kind bekommt, ist das mit der Ernährung – im Idealfall – in den ersten Monaten von der Natur ja ganz entspannt geregelt. Rund sechs Monate nach der Geburt muss man sich dann aber doch mit der Frage beschäftigen: Was koche ich für mein Kind. Ausgewogen soll es sein, gesund, nahrhaft und schmackhaft. Und, so wird es von den Ärzten empfohlen, die ersten Jahre auf alle Fälle ohne zugesetzten Zucker. Als absolute Süßschnute, die Kuchen, Eis und Co liebt, für mich eine kleine Herausforderung. Schließlich sollte ich als gutes Beispiel vorangehen. Wie schön, dass Cathy Hummels (ja, DIE Cathy Hummels) das passende Buch “Das Zuckerfrei Kochbuch für Kinder. Einfach, lecker & gesund” (ZS Verlag) geschrieben hat.


cathy3Natürlich hat sie das nicht alleine geschrieben, sondern mit fachlicher Unterstützung von Dr. med Gavazzeni (Cathys Kinderärztin) und Diplom-Ökotrophologin Wiedemann . Uiuiui, das klingt ja nach geballtem Wissen. Und weil Cathy will, dass der Leser versteht, was es mit dem Zucker so auf sich hat, lernen wir erst einmal dessen Risiken kennen und sollen anhand einer grafischen Darstellung mit Lebensmitteln und Getränken, die Kindern gerne gegeben werden, schätzen, wieviel Würfelzucker drinsteckt. Auch Zuckerirrtümer werden geklärt, es wird ein Plan aufgestellt, wie man den Zuckerkonsum im Alltag schrittweise reduziert und Alternativen zu Zucker werden aufgezeigt und es wird anhand der Ernährungspyramide erklärt, welchen Bedarf Kinder in welchem Alter haben und, wie dieser zu decken ist. Außerdem zählt Cathy noch ein paar “Superfoods” auf, die sie schätzt, wie Haferflocken, Fenchel und Rote Bete. Und dann starten wir mit “Frühstück & Aufstriche”.


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“Overnight Oats mit Kiwi und Himbeeren”, “Schoko-Granola”, “Frühstücks-Cookies”, “Schoko-Kokos-Porridge”, “Himbeeraufstrich mit Chiasamen”, “Thunfisch-Avocado-Aufstrich”, “Linsen-Aufstrich”, “Cashew-Bananen-Brot”, “Radieschen-Rührei-Brot”. Zuckerfrei heißt hier in erster Linie eben ohne zugesetzen Industriezucker. Kokosblütenzucker, Ahornsirup, Reissirup und Co dürfen zum Einsatz kommen. Müsste meiner Meinung nach nicht zwingend sein, zumindest nicht bei ganz kleinen Kindern. Alle Rezepte haben zusätzliche Kennzeichnungen, wenn sie “vegan”, “vegetarisch”, “laktosefrei” oder “glutenfrei” sind.


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“Getränke & Snacks” lautet die nächste Kategorie und liefert Ideen für “Wassermelonen-Bowle”, “Apfel-Minz-Eistee”, “Hibiskus-Trauben-Eistee”, “Beeren-Smoothie”, “Mango-Lassi”, “Cashewriegel mit Cornflakes”, “Kokos-Schoko-Bällchen”, “Wraps mit Räucherlachs”, “Kürbiswaffeln mit Schnittlauchquark”. Ob man Kindern jetzt Fruchtsaft oder sogar Smoothie geben sollte, bin ich mir nicht wirklich sicher. Das sind ja geballte Zuckerladungen – auch Fruchtzucker muss in diesen Mengen nicht sein.


cathy2Als “Sides & Beilagen” reicht Cathy “Rainbow-Möhren mit Honigthymian”, “Ofenfenchel mit Balsamico-Dressing”, “Süßkartoffelchips”, “Bunter Coleslaw mit veganer Cashew-Mayonnaise” und “Cesar Salad”. Alles superlecker, aber diese Rezepte finde ich auch in zahlreichen anderen Büchern, das hat jetzt nichts speziell mit “kindgerecht” zu tun. Bei den Hauptgerichten werden die Kleinen mit “Gemüsefond mit Dinkelgrießnockerln”, “Kürbis-Linsen-Suppe”, “Tortilla-Bowl mit Kichererbsen”, “Sahakshuka mit Kichererbsen”, “Ofenkartoffeln mit Guacemole”, “Gemüse-Blumenkohl-Couscous”, “Hähnchen-Nuggets mit Hirse-Knusper und Kartoffel-Erbsen-Stampf”, “Polentaschnitten mit Hackbällchen und Tomatensauce”, “Lachs in Mandelkruste mit Süßkartoffel-Pommes” beglückt. Hmm, das kindliche daran fehlt mir irgendwie. Auch bei den durchaus ansprechenden Fotos käme ich  nie auf die Idee, dass es sich hier um Gerichte für Kinder handelt.
Spannend wir das mit dem “zuckerfrei” dann ja auch erst richtig, wenn wir beim nachtisch landen, denn, sind wir mal ehrlich, wenn man frisch kocht und nicht irgendwelches Convenience auftischt, enthält herzhaftes Essen selten Zucker.


“Beeren-Haferflocken-Crumble”, “Erdnuss-Schoko-Riegel”, “Gesunde Fruchtgummis”, “Pfannkuchen mit Blaubeersauce”, “Apfel-Zint-Galettes”, “Mango-Nicecream”, “Himbeer-Kokos-Popsicles”, “Mini Marmor-Gugelhupf”, “Brownie Bites mit Süßkartoffel”, “Bananenbrot mit Mandeln” und “Butterplätzchen”. Alles lecker, keine Frage, aber wenn statt “Zucker” Traubensaft und Honig die Basis der Gummibärchen bilden, sind diese kein Stück gesünder als herkömmliche. Und auch Dattelsüße, Reissüße, Kokosblütenzucker und Co erfüllen für mich den Anspruch “zuckerfrei” schlicht nicht.

Ein schönes Kochbuch mit Rezepten für die ganze Familie, würde ich sagen. Lässt man die Einführung weg, käme aber wohl keiner darauf, dass es ein Kochbuch mit dem Titel “zuckerfrei” oder auch “für Kinder” sein soll. Bis auf eine handvoll Rezepte wäre das hier auch als “vegetarisches Kochbuch”, “gesunde Küche” oder “Gemüseküche” zu vermarkten. Nett, aber leider komplett aussagelos und überflüssig.

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