Bevor meine Tochter auf die Welt kam, hatte ich einen festen Vorsatz: Kein Plastik, nichts was Lärm macht oder blinkt. Schnell musste ich feststellen, dass Holzspielzeug in ihrer Gunst deutlich abgeschlagen auf einem der unteren Ränge landete und es mir zudem deutlich lieber ist, wenn sie mit einem leichten Plastikspielzeug auf sich oder ihre Umgebung schlägt als mit massivem Holzspielzeug. Allem was mit Batterie betrieben wird, stehe ich allerdings nach wie vor skeptisch gegenüber und suche mir lieber Alternativen. Perfekter Ratgeber ist da für mich “Montessori – Ideen für zu Hause: Kreative Anleitungen für Kinder von 1 bis 6” von Chiara Piroddi (Kösel Verlag).
Das Buch ist eingeteilt in die Kapitel “Historisches”, wo es sich um Maria Montessori und ihren Ansatz in der Pädagogik geht, dann folgt “Das Denken Montessoris”, also die Sichtweise Montessoris auf das Kind und seine Entwicklung. Danach geht es bei “Kinder mit der Montessori-Methode aufwachsen lassen” um die Anwendung der Grundsätze auf die eigene Erziehung, Tipps und Tricks rund um den Umgang mit seinem Kind und dessen Einbindung in die Umwelt. Alles durchaus interessant, wobei ich Zeitspannen von 0-7 Jahren und 6 Monate bis 7 Jahre einfach viel zu lang finde. Dementsprechend finde ich es auch schwer, die Tipps für den Umgang mit seinem Kind oder die kindgerechte Gestaltung der Umgebung umzusetzen, weil man schlicht nicht weiß, für welches Alter die Tipps gedacht sind. Wenn ich davon spreche, das Kind dies und das alleine tun zu lassen, macht es eben einen gewaltigen Unterschied, ob das Kind ein Baby oder schon ein Schulkind ist.
Mit Seite 50 kommen dann endlich die von mir heiß ersehnte “Vorschläge für Tätigkeiten” in den Bereichen “Lernen mit den Sinneserfahrungen”, “Erfahrungen des praktischen Lebens” und “Aktivitäten im Freien”. In dieser Kategorie gibt es dann Anregungen wie “Mit Hülsenfrüchten zählen und den Zahlen Mengen zuordnen”, “Sinnlich erfahrbare Buchstaben zum Lernen des ABCs basteln”, “Durch Zuordnung von Obst und Gemüse Farben lernen”, “Mit Knete formen”, “Gewürze am Geruch erkennen”, “Kartoffelstempel basteln” und und und. Das sind durchaus alles schöne Sachen und echt einfach daheim umzusetzen, wobei ich die Altersangaben doch leicht utopisch finde. Was kann denn mein Kind mit 18 Monaten bei den Gewürzen erkennen?
In der Praxis für den Alltag üben wir “Selbstständig die Hände waschen”, “Alleine Zähne putzen”, “Sich alleine anziehen”, “Schuhe zubinde”, “Marmelade aufs Brot schmieren” oder auch “Salat waschen”, “Obst schneiden”, “Eier öffnen und schlagen” sowie “Den Tisch decken”. Das sind meiner Meinung nach doch alles Dinge, bei denen ich mein Kind sowieso einbinde, sobald es kann – da bräuchte ich den Hinweis, dass ich das tun soll jetzt nicht unbedingt. Auch die Anleitung zur Umsetzung halte ich grundsätzlich für klar, aber vermutlich schadet es auch nicht, hier einmal zu überprüfen, ob man es genauso macht oder machen würde. Eventuell gibt es ja doch den ein oder anderen Vorschlag zur Verbesserung.
In der Natur werden “Erste Kontakte mit Tieren im Freien”, “Ameisen suchen”, “Nach der Natur malen” oder auch “Ein Vogelhaus bauen” vorgeschlagen.
Im Prinzip ist das alles nichts Neues und vieles davon macht man sowieso schon. Dennoch finde ich es nett, die Tipps noch einmal so aufgelistet zu sehen, denn dann nimmt man im Alltag viel bewusster wahr, wo man das Kind bereits einbindet und wo man es zusätzlich noch könnte. Die ein oder andere Idee habe ich auf alle Fälle mitgenommen. Ob ich dafür jetzt ein ganzes Buch gebraucht hätte? Nun ja.