Wer selbst schon mal schwanger war oder Vater wurde, der kennt die Unsicherheit, mit der viele Eltern sich konfrontiert sehen. Das fängt bei dem an, was die werdende Mama essen soll oder auch nicht, geht weiter über die Frage nach dem wie viel Frau bzw. schwangere Frau braucht bis hin zu den offenen Punkten, die sich dann nach der Geburt ergeben. Die Hebamme Silvia Höfer kennt die Sorgen und Nöte der werdenden und frisch gebackenen Eltern nur zu gut und hat daher mit ihrem Mann, einem Toxikologen, zusammen den passenden Ratgeber “Ist das schädlich für mein Kind?” (Kösel Verlag) geschrieben. Viele Fragen tauchten bei Silvia einfach so oft auf, dass sie beschloss, für diese immer wiederkehrenden Fragen ein Standardwerk zu verfassen.
Unterstützt vom Wissen ihres Mannes ist hierbei ein absolut fundiertes Buch entstanden, das vor wissenschaftlicher Belege und umfassender Erläuterungen nur so strotzt. Für alle, die es genau wissen wollen und kein lapidares “ja” oder “nein” möchten, sondern genau Ausführungen lesen möchten ist das perfekt. Für mich an der ein oder anderen Stelle dann doch zu ausschweifend.
Erstmal geht es um die theoretische Frage, was der Unterschied zwischen “Gefahr” und “Risiko” ist. Wie weit sollte man bereit sein, beides jeweils einzugehen, wie beeinflussen uns Medien, was bringt das Bauchgefühl und wie beeinflussen Emotionen unser Empfinden und unsere Entscheidung. Interessant, aber für mich hier eher etwas überflüssig. Ich gebe aber zu, dass ich einen anderen Aufbau erwartet hatte. Eher kurz gefasst nach dem Motto: “Frage – Erklärung & Antwort”. Stattdessen geht es sehr umfangreich um Nährstoffe, deren Relevanz, die Notwendigkeit von Supplementen, die Gefahr von Bakterien, Schimmel und Pestiziden. Alles wichtig und gut recherchiert, aber viel zu detailliert. Der Anhang mit sage und schreibe 627 Quellennachweisen zeigt ziemlich eindrucksvoll, was hier an geballtem Wissen zusammengetragen wurden, lässt aber eben auch erahnen, dass das Buch manchmal übers Ziel hinausschießt und eher einer wissenschaftlichen Arbeit als einem Handbuch für Eltern gleicht.
Auch bei den Themen war ich von der Auswahl etwas überrascht: “Klimawandel”, “Luftverschmutzung”, “Abgase”, “Verkehrslärm”, “Sonnenstrahlung” und mehr sind jetzt eher Dinge, die man zu vermeiden versucht, weil man weiß, dass sie nicht gesund sind. Das jetzt en Detail auseinanderzunehmen, müsste nicht sein. Mich interessieren da viel eher die Fragen nach Leitungswasser statt Mineralwasser, Kräutertee, Koffein, Säuglingsmilch statt Muttermilch, vegetarische oder vegane Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit, diverse Chemikalien im Alltag, Unfallgefahren im Haushalt, giftige Pflanzen, Autositze oder auch das spannende Thema “Impfen”. Besonders bei letzterem finde ich die akribisch recherchierten und untermauerten Argumente und widerlegten Gegenargumente super.
Spannend, vielfältig, sehr genau und absolut umfassend – da kann man nicht meckern. Ich finde es aber etwas schwer zugänglich, teils langatmig und, wie oben bereits gesagt, zu ambitioniert. Ich hatte eher ein übersichtliches Nachschlagewerk erwartet, das mich davor bewahrt “mal eben Google” zu befragen. So lang wie hier die Antworten aber ausfallen und so ausschweifend wie die Themen behandelt werden, werde ich bei kurzfristigen Fragen wohl doch eher im Netz auf die schnelle Suche nach einer kurzen Antwort gehen. Leider.