miniWenn ich eines nicht bin, dann minimalistisch. Mich einzuschränken, fällt mir einfach schwer. Ich habe zu viel Kleidung (aber ich trage das meiste tatsächlich), zu viel Geschirr (ich hänge daran), zu viel Krimskrams. Wie oft nehme ich mir vor, endlich zu reduzieren, damit die Schränke leerer und das Aufräumen leichter werden. Das Problem dabei ist, dass ich immer dann, wenn ich etwas entsorge, ich wenig später feststelle, dass ich genau das entsorgte Teil jetzt dringend brauchen würde. Und so hadere ich eben immer damit, auszumisten. Hilfe bei diesem Problem erhoffe ich mir von “Minimalismus Mom. Wie weniger deinen Familienalltag bereichert” von Anne Löwen aus dem Brunnen Verlag. Immerhin haben wir beide eine Gemeinsamkeit, die den Minimalismus doch deutlich einschränkt: Nachwuchs. Mal schauen, ob ich hier passende Tipps finde.

Die Grundgedanken, die vermittelt werden, sind klar: Zu viel Besitz verpflichtet und belastet. Mit weniger Ballast lebt es sich schlicht einfacher. Ob Chaos, optische Reizüberflutung oder eben Arbeit, je mehr man hat, desto mehr von diesen Aspekten ergeben sich automatisch. Dabei, so die Autorin, ist die Definition von “Notwendiges” sehr individuell weshalb auch jeder für sich selbst herausfinden muss, welches Maß an Minimalismus zum eigenen Lebensstil passt. Pauschale Angaben könne man da nicht machen. Das ist soweit alles klar und nachvollziehbar, weil man es ja selbst kennt. Wenn ich daran denke, wie sehr ich es immer verfluche, wenn ich irgendwas in übervollen Schränken verstauen muss und mich dabei dann frage, ob ich denn so viel überhaupt brauche. 

 

Was dann folgt, ist eher nicht so mein Ding. Dass “Gottes Plan” eine handvoll Ruhe sei und der Teufel Gottes Pläne zunichte machen wolle. Ömm …. ja. Wie komme ich aus der Nummer jetzt wieder raus? Wenn bei mir also Saustall herrscht, dann ist das die Arbeit des Teufels? Aber Spaß beiseite. Auf einmal sind wir von den Themen “Mnimalismus”, “Chaos” und “Aufräumstress” wirklich bei  die “Gott-reicht nicht”-Lüge und diversen Bibelzitaten gelandet. Das finde ich dann irgendwie ein wenig irritierend. Statt “bete für Veränderung” blättere ich lieber mal schnell weiter und setzte stattdessen lieber auf praktische Tipps. Hierzu gibt es verschiedene Ansätze, wie und wo man mit der Reduzierung beginnen kann, eingeteilt nach den unterschiedlichen Zimmern. Das ist richtig gut und bringt mich auf den Gedanken, das mit dem Rotationsprinzip für die Spielsachen endlich einmal umzusetzen, damit ich abends nur einen Korb einräumen muss und nicht fünf. 
Mit anderen Tipps hadere ich allerdings. Meinen zweiten Locher wegzuwerfen, weil ich ja nur einen bräuchte und mir im Fall der Fälle doch ganz schnell einen neuen kaufen könne, leuchtet mir nicht unbedingt ein. Klar habe ich auf diese Weise mehr Platz, aber wirtschfatlich und resourcenschonend ist das sicher nicht. Und meine Küchenutensilien stark auszudünnen, sofern ich eh nicht gerne in der Küche stehe, ist doch irgendwie ein sinnloser Ansatz. Nur weil ich es vielleicht nicht gerne tue, heißt das ja nicht, dass ich es nicht ab und an tun muss. Und mein Service für 24 Personen zu entsorgen, wenn ich mit 10 Gästen schon überfordert bin, ändert ja nichts daran, dass ich im Zweifelsfall trotzdem mehr als 10 bewirten muss, wenn ich eine große Familie habe. Das ist in etwa so als würde ich sagen: “Ich koche total ungern, also habe ich die Küche rausgerissen und stattdessen ein Spielzimmer für mein Kind eingerichtet.” Dann habe ich zwar den Vorteil, dass lästige Utensilien wegfallen, ich ausmisten kann und eventuell alle Spielsachen aus der restlichen Wohnung dort landen, aber ich habe halt auch einfach keine Küche mehr. 
Nun denn. Wasserkocher? Weg. Küchenmaschine? Weg. Spritzbeutel? Weg. Also wenn ein kleiner Spritzbeutel zum Problem wird, dann habe ich doch ganz andere. Und ein Leben ohne Wasserkocher wäre bei uns anstrengend, weil wir den täglich rund 7 mal anwerfen und keinen Induktionsherd besitzen. 

 

Die Tipps zum Badezimmer finde ich ganz praktisch, weil ich das Problem mit den tausend kleinen Pröbchen und Klämmerchen nur zu gut kenne. Mal schauen, wo ich passende Gläser finde, um das zu sammeln und meine Unruhe einzudämmen. Einheitliche Handtücher sind sicherlich ein guter Punkt, aber deswegen die, welche wir haben, zu entsorgen, finde ich unnötig. Aber hier finde ich endlich ein paar Ansätze, die auch bei mir greifen können. Und ich wäre ja sehr zufrieden, wenn dann nicht plötzlich mit “Aber wir haben einen liebenden Vater im Himmel, der uns mit dieser Liebe beschenken will” und dem Gedanken, dass unser Lächeln und unsere Liebe das sind, was unser Zuhause wirklich schön machen, wieder dieser komische Dreh reinkäme. Nichts gegen Gott, nichts gegen den Glauben – sicher nicht, aber bei diesem Buch ist das einfach so überflüssig. 

Tief durchatmen und weiter im Buch: Fotos von Dingen machen und diese aufheben statt der Gegenstände, bevorzugt Gebrauchsgegenstände behalten und nicht reine Erinnerungsstücke – das sind Anleitungen mit denen ich arbeiten kann. (“Gott hat doch so erschaffen, dass du Erinnerungen tief in deinem Herzen tragen kannst. Ist das nicht wundervoll?”) … 
Danach landen wir noch im Kinderzimmer, bei dem es Informationen zu den unterschiedlichen Bedürfnissen ja nach Alter des Kindes gibt. Dass ich das viel zu viel habe, ist mir bewusst. Aber wenigstens bei den übervollen Kleiderschränken kann ich mein Gewissen beruhigen, weil ich nahezu alles secondhand gekauft habe. Also nicht ganz so schlimm. Für alle, die nun Lust auf mehr haben, bietet das Kapitel “Ganzheitlicher Minimalismus” noch Denkanstöße für “Slow Living”, “Nachhaltigkeit” und “Achtsamkeit”. Was ich für mich jetzt aus dem Buch gezogen habe? Leider nicht ganz so viel wie erhofft. Im Bad und im Kinderzimmer kann ich sicherlich das ein oder andere noch optimieren, beim Rest werde ich auf alle Fälle mal die Augen offen halten. Den christlichen Ansatz hätte ich hier definitiv nicht gebraucht. 

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