Wer mit Kind kennt das nicht, denn alltäglichen Kampf ums Essen? In unserem Fall ist dieser Kampf ein bisschen spezieller, weil Madame trotz ihrer 27 Monate oftmals einfach nicht gewillt ist, zu essen, aber im Prinzip haben auch wir das Problem, dass nicht das, was auf dem Tisch steht das ist, was das Kind möchte. Ernährungsratgeber preisen schon bei Kindern zuckerfreier Kost, möglichst viel Obst und Gemüse und nicht zu viel Fleisch an, aber muss das sein? Katharina Fantl & Julia Litschko stellen in “Dein Kind isst besser, als du denkst!: Warum Eltern dem inneren Ernährungskompass vertrauen können – Das confidimus-Prinzip” (Kösel Verlag) die These auf, dass das Kind selbst am besten weiß, was sein Körper braucht. 

Den Gedanken kenne ich als “intuitives Essen” auch von Ansätze in der Erwachsenen-Ernährung. Die Idee dabei ist, dass der Körper uns spüren lässt, was er wirklich benötigt, wenn wir ihm diese Fähigkeit nicht abtrainieren. Bei Kindern müsste diese also auf alle Fälle noch vorhanden sein. Davon gehen auch die beiden Autorinnen aus. Die Gefahr, dass sich die Kinder dann nur noch von Schokolade und Softdrinks ernähren, sehen sie nicht. Am Anfang könne dieser Reiz natürlich da sein, das würde sich aber schnell einpendeln. 

Statt Stress und Druck am Esstisch solle man als Eltern für eine angenehme Atmosphäre sorgen und selbst als gutes Beispiel vorangehen. In unserer Gesellschaft sei das Essen meist ein rationaler Akt, der zu festen Zeiten nach bestimmten Mustern abzulaufen habe. Dabei habe doch jeder Mensch individuelle Ernährungsbedürfnisse, auf die er eingehen müsse. Würde man sich mehr auf seine “somatische Intelligenz” verlassen, würde es dem Körper oftmals besser gehen als bei der Befolgung bestimmter Ernährungsrichtlinien. 

Anschaulich und gut verständlich erklären die Autorinnen was es mit der Bevorzugung  süßer Lebensmittel auf sich hat, warum Kinder sich zeitweise einseitig ernähren und warum zu viel Gemüse bei kleinen Kindern gar nicht mal so gut ist. Auch mit Gewichtskurven und Ernährungsempfehlungen räumen die beiden auf. Fazit: Entspannen, laufen lassen und viel weniger reinreden lassen von außen. Das klingt doch mal nach einem guten Ratschlag.

Aber ja, das kennt man ja alles von den Ernährungstrend der Erwachsenen. Was heute verteufelt wird, ist morgen wieder gar nicht so schlimm und was heute als Wundermittel angepriesen wird, verschwindet morgen schon wieder in der Versenkung, weil es wohl doch nicht so toll war. Und dann geht es um light-Produkte und Kalorien – mehr also der Bereich, den ich nur allzu gut kenne, den ich für mein Kind (27 Monate) aber noch gänzlich ausblende. Danach geht es dann von der Theorie in die Prxis mit 10 Punkten, eine neue Strategie einzuführen. 

Ich vertraue meinem Kind und seinem gesunden Instinkt. Ich beeinflusse es möglichst nicht, gebe ihm eine Vielfalt an Optionen und lasse den Dingen ihren natürlichen Lauf. Das klingt alles super, aber ob ich das bei uns so umsetzen könnte? ich bin mir nicht ganz sicher. 
Die Kapitel lesen sich super, weil es viele Erfahrungsberichte von Eltern gibt. Danach dreht sich alles um die Frage, ob das Kind noch seine natürliche Körperintelligenz hat – hierzu gibt es einen umfangreichen Fragebogen für die Eltern sowie (im Falle einer Verneinung) zahlreiche Handlungsvorschläge. Anknüpfend werden zahlreiche Szenarien durchgespielt, in denen das Essverhalten nicht optimal ist. Einseitige Ernährung, Reizüberflutung, zu wenig Bewegung, emotionales Essen und weitere Aspekte, die das Essen beeinflussen werden aufgeführt. Es wird analysiert, inwiefern das Essverhalten beeinflusst wird, was das bedeutet und es werden Handlungsalternativen aufgezeigt, um diese Muster zu durchbrechen. 

Im letzten Kapitel werden dann noch Fragen geklärt wie “Wie erkenne ich, ob mein Kind wirklich Hunger hat?”, “Was mache ich, wenn mein Kind nicht frühstücken will?”, “Ist Zucker jetzt schädlich oder nicht?”, “Wie gehe ich damit um, wenn ich selbst vegetarisch oder vegan esse?”. Alles berechtigte Fragen, die mir zum teil auch gekommen sind. Bei allem gilt jedoch, dass man sich auf das Experiment “confidimus” einlassen müssen. Darauf vertrauen, dass die Intuition des Kindes diesem sagt, was es essen soll. Den Ansatz finde ich super und möchte ihn unbedingt ausprobieren. Da bei uns allerdings das zentrale Problem nicht das ist, was gegessen wird oder wie viel, sondern eher, dass meine Tochter oft gar nichts essen würde und häufig nicht gut kaut und sich verschluckt, müssen wir wohl noch die ein oder andere Baustelle beheben bevor wir uns an dieses Projekt wagen können. 
Für alle, die generell aber einen entspannteren Umgang mit dem Essen lernen und leben wollen eine tolle Sache. 

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