Wenn sich die Situation vom Paar zur Familie wandelt, steht man auf einmal vor völlig neuen Herausforderungen. Was man sich zuvor in der Schwangerschaft so ausgemalt hatte, worüber man dann womöglich diskutieren könnte, ist oft nur ein Bruchteil von Fragen und Entscheidungen, die es zu klären und zu treffen gilt. Dass das Leben als Familie und auch natürlich das als Paar da durchaus mal ein wenig holpert, kann sicher jeder bestätigen, der selbst Kind(er) hat. Eine hilfreiche Lektüre, wenn es um Erziehungsansätze geht, ist da auf alle Fälle “Familie leben. Wie Kinder und Eltern gemeinsam wachsen” von Hannsjörg und Eva-Mareile Bachmann (Kösel Verlag).

Wie man eine entspannte Beziehung zu seinem Kind aufbaut, erfolgreich kommuniziert und bedürfnisorientiert erzieht, beschreiben die Autoren anhand vieler anschaulicher und gut nachvollziehbarer Beispiele. Welche Ausdrücke und Situationen man besser meidet, wie man besser formuliert und seinem Kind die größtmögliche Gleichwürdigkeit zugesteht, wird hier umfangreich erläutert. Grundlage vieler Handlungen ist dabei die Lehre Jesper Juuls, zu dessen “Lehrlingen” auch Bachmann zählt. 

Aber natürlich geht es nicht nur um die Familie, sondern auch um die Rolle der Eltern als Paar. Denn nur wer als Paar funktioniert und glücklich ist, kann der Familie eine stabile Basis liefern. Ob individuelle Auszeit des Einzelnen oder Paarzeit ohne Kind – wie viel und in welcher Form, das müssen die Paare klar formulieren und einfordern. Was ist mir selbst wichtig, was brauche ich, um zufrieden zu sein?

Daneben muss aber auch hier die Kommunikation funktionieren, weswegen es Anleitungen und Fragen für Paargespräche gibt. Hier soll jeder exakt 45 Minuten wöchentlich berichten, was ihm auf dem Herzen liegt und, wie es ihm geht. Weitere Aspekte und Ansätze dieser Zwiegespräche runden das Kapitel ab und geben Impulse, die der Leser für sich selbst nutzen kann. Auch hier werden Gespräche analysiert, Fallen aufgezeigt und bessere Wege angeboten. Theorie und Praxis gehen Hand in Hand. 

An vielen Stellen erkenne ich uns wieder, muss manchmal schmunzeln,  bin manchmal ein bisschen beschämt und sehe auf alle Fälle Potenzial für mich. In den folgenden Kapiteln geht es dann noch in die Tiefe der Materie. Was Kinder brauchen, wie ihre Entwicklung abläuft, wie wir als Eltern sie unterstützen können, aber auch wo die Grenzen sind, wir umfangreich und mit vielen Beispielen erläutert. Bedürfnisorientierte, beziehungsorientierte und bindungsorientierte Erziehung heißen hier die Zauberworte, welche für glückliche Kinder, glückliche Eltern und ein glückliches Familienleben sorgen. 

Wer nach einem anderen Ansatz der Erziehung sucht, sein Kind verstehen möchte und Erklärungen für das ein oder andere Verhaltensmuster (auch bei sich selbst sucht), der sollte sich dieses Buch auf alle Fälle zu Gemüte führen. Informativ, unterhaltsam und sehr hilfreich. 

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