Wenn das Leben auf einmal völlig aus dem Ruder läuft und von Routine keine Spur mehr zu sehen ist, dann möchte der Ratgeber “Wenn das Leben kippt” von Tita Kern handfeste Tipps und Tests geben, um wieder Fuß zu fassen. Mit einer Tochter, bei der jedes Essen leider seit rund zwei Jahren ein Kampf ist, spricht mir die Autorin absolut aus der Seele. Man funktioniert und irgendwie läuft alles, aber es kostet unendlich Kraft und eigentlich müsste man seine Batterien laden, weiß aber partout nicht wie. Genau darum dreht sich das Buch und möchte mit vielen Fragebögen dabei helfen, die eigenen Stärken und Positionen zu erkennen und daraus Kraft zu schöpfen. 

 

 

Erst einmal erklärt uns die Autorin, was es mit dem “inneren Kompass” auf sich hat und, wie wir diesen ausrichten bzw. wie dieser bei uns ausgerichtet ist. Wenn wir unsere eigene Position definiert haben, geht es im nächsten Kapitel darum, unseren Stand zu festigen und Strategien zu erarbeiten, mit denen wir sowohl stabil sind, aber dennoch beweglich bleiben. Da geht es dann nicht  nur um gedankliche Experimente, sondern auch um tatsächliche Übungen, die wir in den Alltag integrieren sollen. 
Wobei ich hier schon passe: Morgens, wenn ich wach bin, habe ich keine Zeit für mich, sondern ein brüllendes kleines Monsterli am Bett stehen 😀 denkbar schlechtester Zeitpunkt also, um zu entspannen. Auch das mit den Mantras, die man sich aufsagen soll, ist nicht ganz meine Welt. Aber vielleicht probiere ich es zumindest mal. Immer wieder wird betont, wie wichtig es ist, sich selbst etwas Gutes zu tun in sich hinein zu horchen und auf seinen Körper zu hören. Und es wird immer wieder auf die kleinen Schritte hingewiesen, die man gehen soll, statt sich unüberwindbare Hindernisse zu schaffen, indem man sich zu viel vornimmt. Auch die Fähigkeit, Hilfe anzunehmen oder sogar danach zu fragen, nimmt eine zentrale Bedeutung ein. 

Was mir gut gefällt, ist immer wieder der Bezug zum Kind bzw. den Kindern und dem Blick darauf, was die Krise nicht nur mit mir macht, sondern auch darauf, wie es auf mein Kind wirkt. Dass es nämlich einen großen Unterschied macht, ob ich die Probleme nur mit mir ausmachen muss oder noch kleine Menschen an meiner Seite habe, von denen ich das fernhalten möchte oder, denen ich das erklären muss, gerät oft in Vergessenheit. Deshalb gibt es auch Tipps, wie man als Familie dagegen vorgehen kann, dass der Stress Überhand nimmt – das muss ich sagen, ist aber an Familien mit größeren Kindern gerichtet, weil es hier um verschiedene Übungen (ähnlich Fantasiereisen) geht, welche mit ganz kleinen Würmern, die sich noch nicht richtig artikulieren können, einfach nicht klappt. Andere der praktischen Übungen richten sich meines Erachtens nach dann wiederum gar nicht unbedingt an Eltern, sondern sind allgemeingültig für Stresssituationen. 
Für alle, bei denen die Krisen dann doch etwas größer sind und nicht mehr ohne Hilfe von außen zu bewältigen, gibt es noch Selbsttests zu den Bereichen “psychosomatische Erschöpfung”, “Depression” oder auch “riskantes Verhalten”, “Angsterkrankung” und “Trauma” sowie Adressen, wo man Hilfe findet.

Auch hier handelt es sich wieder eher um allgemeine Tests, die jetzt nicht speziell auf Eltern abzielen – keine der Fragen hat jetzt irgendwie was damit zu tun, dass man Familie hat oder in einer speziellen Rolle gefordert ist. Das finde ich ein bisschen schade, weil ich hier doch eher auf rollenspezifischere Frage gehofft hatte. Die hier vorliegenden findet man so nämlich auch überall im Netz (einschließlich Auswertung). Daher für mich nur so halb befriedigend und nicht ganz das, was ich mir erhofft hatte. Aber trotzdem ein guter Ansatz, um sich der eigenen Situation erst einmal wirklich bewusst zu werden und den Ist-Zustand zu analysieren. 

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