Ich hatte ja vor einer ganzen Weile schon einmal den Fall, dass ich nach der Lektüre eines Kinderbuchs irgendwie nur kopfschüttelnd dasaß und nicht so recht wusste, wie ich es einordnen soll. Damals waren das die Fabeln von Äsop, diesmal ist es “Der Bär, den keiner mochte” (Brunnen Verlag) von Sally Ann Wright und Kristina Kallai Nagy. Der Löwe läd alle Tiere der Erde zu sich eingeladen – auch den Bär, den keiner mag, weil er schmuddelig, schäbig und arm ist. Auf mehreren Seiten werden erst einmal alle Tiere aufgezählt, die zu Besuch kommen und dabei einen reißenden Fluss überwinden müssen.

 

Das funktioniert hervorragend, um meine Tochter am Ball zu halten, weil sie die Tiere suchen und zeigen darf. In der vierten Runde er Anreisenden ist dann der Bär dabei. Zusammen mit Pfau, Katze und Eichhörnchen, die alle drei jedoch die vom Löwen vorab zugeschickten Stiefel daheim gelassen haben und daher das Wasser nicht überwinden können. Statt ihren Fehler (die Schuhe zu verschmähen) einzusehen, wettern sie gegen den Bären. Der hat zwar die Stiefel an, gibt aber selbst zu, nicht “würdig” der Einladung zu sein.
Das Ende vom Lied: Eichhörnchen, Pfau und Katze lehnen dankend ab und treten den Heimweg an, der Bär wird vom Löwen willkommen geheißen und über den Fluss geholt.
Hmmm. Meine Tochter nimmt das Ende so hin, aber ich bin irgendwie irritiert. 
Was sind die Erkenntnisse?
Einzig der Löwe behandelt wirklich alle Tiere gleich und lässt sich von Äußerlichkeiten nicht abschrecken. Seiner Einladung darf jeder folgen, der mit freiem Herzen kommt. 

Okay, das Ganze basiert auf der biblischen Erzählung vom Pharisäer und dem Zöllner (ich musste die nachlesen, gebe ich zu), aber trotzdem finde ich das etwas schwer zu vermitteln. Meiner Tochter zu erklären, warum der augenscheinlich dreckige, stinkige und nach eigenen Aussagen unfreundliche Bär eingeladen wird – schwer. Und auch das eigentliche Gleichnis finde ich nicht klar und einfach, weswegen ich diese Übertragung für kaum machbar halte. Leider in meinen Augen nicht die ideale Umsetzung oder schlicht viel zu früh für die Empfehlung ab 3 Jahren. 

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