Pommes, Pizza, Nudeln mit Soße, Gummibärchen und Wackelpudding – ja, was meine Tochter sich wünscht, wenn es um das Thema Essen geht, ist nicht unbedingt das, was wir “gesund” nennen würden. Dabei mag sie Brokkoli, Zucchini oder auch Erbsen richtig gerne, wenn man sie ihr vorsetzt. Entscheidend ist einfach, dass ich ihr das Gemüse direkt anbiete. Allerdings mangelt es mir manchmal ein wenig an Inspiration, weswegen ich mir von “Mmh, mir schmeckt’s!: Wie Sie Kinder für gesundes Essen begeistern” von Misha und Vicky Collins (riva Verlag) einige Tipps erhoffe – eventuell auch dazu, wie ich weitere Gemüseorten einführe.

Die beiden Autoren sind weder Ernährungswissenschaftler noch Pädagogen, sondern einfach Eltern, die selbst mit der Herausforderung konfrontiert wurden, ihren Nachwuchs ausgewogen zu ernähren. Dass die Familie in Amerika lebt, merkt man sowohl am Intro, wo es der Untergang der Esskultur dort beklagt wird, aber auch an den Rezepten (dazu später konkrete Beispiele). 
Doch wo liegt der Hund begraben und was machen wir eigentlich beim Essen mit den Kindern falsch? Warum haben Fastfood und Kinderlebensmittel bei so vielen Einzug gehalten? Und wie kommen wir aus dieser Zwickmühle wieder raus? Als Beispielkulturen für eine gelungene Ernährungserziehung werden Frankreich, Korea oder auch Mexiko genannt – oh Wunder, Deutschland nicht. 

Nach so einer Zusammenfassung der aktuellen Situation stellen die beiden Autoren uns dann ihre Ansätze und Philosophien vor. Wir sollen unseren Kindern den Spaß an den Lebensmitteln vermitteln, sie zum Ausprobieren und Experimentieren ermutigen und nicht versuchen, Instagram-taugliche Ergebnisse zu erzielen. Chaos ist gut und muss akzeptiert werden, Misserfolge und Fehlversuche ebenso. 
Nach “Zehn Geheimtipps für fröhliche und spannende Familienmahlzeiten” wie “Kinder in die Küche einladen”, “Kein Dauernaschen mehr!”, “Kinder lieben naturbelassene Lebensmittel”, “Eine Familie, eine Mahlzeit” dreht es sich noch um die Grundausstattung in der Küche, damit kleine Köche helfen können und um den Grundvorrat, den man im Haus haben sollte. 

Und endlich sind wir beim ersten richtigen Kapitel “Der Frühstücks-Club”. Da gibt es dann “Konfetti-Frittata”, “Eier-Käse-Cupcakes”, “Popovers mit grünen Eiern und Schinken”, “Das beste Granola der Welt”, “Leckerer Beeren-Joghurt” oder auch “Ausgeschlafene Haferflocken”. Alles einfach umsetzbar und sicher lecker, aber ob das meine Tochter so mögen würde? Da wir morgens seeeeehr kaufaul sind eher nicht.

Was ich allerdings gar nicht gut finde, ist die Rubrik “kulinarische Wagnisse”, die es in allen Kapiteln gibt und in der die beiden Kinder des Autorenpaares Experimente wie “Früchstückseis”, “Pasta mit Marmeladensauce” oder auch “TK-” zusammengepanscht haben, weil das schlicht Lebensmittelverschwundung ist. Ob man die einzelnen Zutaten nun schätzt oder nicht, aber gerade in jetzigen Zeit, wo alles ein Vermögen kostet, geht das gar nicht. Und auch die Bilder auf denen wirklich mit dem Essen gespielt wird, finde ich persönlich grenzwertig. Essen mit allen Sinnen erfahren, ja. Aber trotzdem wertschätzen.

“Nur ein Gemüse auf einmal” liefert uns mit “Erbsen-Pasta hoch drei”, “Purpur-Suppe”, “Finger weg von meinem Rosenkohl”, “König Grünkohl”, “Knusprige Shiitake-Pilze” und “Artischocken mit Schneekappe” zwar echt tolle Ideen, aber warum denn direkt mit so heiklen Sorten starten? Da hätte ich mir für kleine Kinder tatsächlich mehr basic gewünscht. 

Da ich ein großer Knobi-Zwiebel-Fan bin, freut mich das Kapitel “Zwiebel-Abenteuer” sehr: “Party-Kartoffeln”, “Brauner Käse-Reis mit Lauch und Pak Choi”, Französische Zwiebelsuppe à la Walla Walla”, “Zwiebel-Quiche” – alles sehr sehr geil, aber für meine Tochter mit nicht ganz vier Jahren? No chance! Die popelt jedes noch so winzige Stück Zwiebel überall raus 😀

“Grünzeug auf den Tisch” liefert uns “Salat ohne Messer und Gabel”, “Salat-Vielfalt im Einmachglas”, “Regenbogen-Slaw”, “Sommerlicher Maissalat”, “Elfenblatt-Salat”, “Unkraut-Salat” – ebenso leider keine Chance. Rohkost und Salat gehen hier gar nicht und auch mich haut es jetzt nicht vom Hocker. Ich könnte das alles essen, müsste aber nicht ^^

Was mir  hier auffällt – es werden weniger Bilder. Gerade bei den Rezepten mit Fantasiename fehlen die Fotos zu den Gerichten ganz empfindlich, weil ich nicht auf den ersten Blick erkenne, worum es sich handelt.

Bei den Hauptgerichte hoffe ich jetzt endlich auf Ideen, die auch hier klappen können: “Wunschbrunnen-Suppe”, “Gedämpfte grüne Fleischtäschchen”, “Mit Regenbogen gefüllte Pfannkuchen”, “Rosa Gemüse-Hähnchen-Frühlingsrolle”, “Grünkohl-Bacon-Sushi”, “Gefüllte Baby Paprikaschoten”, “Chips aus Lachshaut” – alles wieder sehr speziell. Einzig die Spaghetti auf Toast kämen hier wohl gut an, aber die sind auch nicht so richtig ernst gemeint. 

Wenn die Kinder der Collins snacken wollen, gibt es “Quietsch-Käse mit Erdbeer-Rhabarber-Sauce” (Halloumi), “Äpfel aus dem Ofen”, “Apfel-Nachos”, “Rosafarbener Hummus”, “Beutel-Guacemole”, “BABT – Bacon-Avocado-Blaubeer-Toast”, “Grünes Salat-Eis”, “Ananas-Kiwi-Spinat-Eis”, “Wests Minze-Schokolade-Smoothie”. Also ich will ja nicht motzen, aber viele der Vorschläge hätte ich bis zum meinen Zwanzigern auch vehement abgelehnt. Da habe ich nicht mal den Anspruch, dass meine Tochter das essen will. Da kenne ich genug Erwachsene, die das heuet noch ablehnen würden.

Für unterwegs gibt es “Bananen-Haferflocken-Kekse”, “Grünkohl-Chips” oder “Mäuse-Knabbermix”. Aber die Kinder sollen ja auch nicht viel naschen, haben wir zu anfangs gelernt. Wenn ich dann lese, dass West am liebsten “gefrorene Apfescheiben” nach der Schule nascht und Maison “Avocado mit Salz und Zitrone” dann klingt das doch nicht nach fröhlicher Kindheit, oder?

Abschließend gibt es dann noch verschiedene süße Vorschläge wie “Ingwerkekse”, “Sternschnuppen-Milchreis” und “Rosiger Milchreis” sowie Getränkerezepte. 

Hm. Schwierig. Im Prinzip bin ich absolut bei den beiden, dass man Kindern den Spaß an Lebensmitteln beibringen kann und die Limitierung im Speiseplan eher durch uns kommt. Ich muss aber auch sagen, dass ich hier viele der Rezepte grenzwertig finde, weil sie einfach zu speziell sind so dass ich damit bei meiner Tochter nicht beginnen wollen würde. Sicher würde sie bei der Zubereitung helfen – da sind die Tipps wirklich klasse, aber essen oder auch  nur probieren würde sie nur wenig. Und wenn es (was häufiger vorkommt) schnell gehen muss, dann habe ich leider auch nicht die Zeit, Madame in der Küche spaßeshalber rumspielen zu lassen, wenn ich weiß, dass das, was ich da koche, nicht ihre Mahlzeit sein wird, sondern nur unsere und ich ihr dann doch wieder Nudeln machen muss. Von daher hält sich meine Begeisterung etwas in Grenzen.

Für alle, die das Basic-Gemüse schon haben und deren Kinder vielleicht auch etwas größer sind, ist das Buch aber sicher eine gute Anleitung zu mehr Vielfalt in der Gemüseküche.

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