Ich gebe zu, das ich bei “Was wäre, wenn …?” von Renata Liwska (Gerstenberg Verlag) unschlüssig war. Irgendwie kann man es nicht so recht vorlesen, weil es an Text mangelt, stattdessen gibt es offen gehaltene Fragen. Aber was will ich dann damit anfangen? Diskutieren funktioniert mit meiner 4jährigen nicht so recht, weil es einfach zu tiefgründig ist. Beziehe ich mich auf die Abbildung, wird es zu platt. Ja, hier geht es eindeutig um philosophische Grundfragen. Ich finde die Fragen wundervoll und die Bilder unglaublich schön und ergreifend, aber bei Madame kommt das noch nicht so recht an. Mit vier ist sie einfach noch zu klein. Deswegen gebe ich das Buch mal an Oma, die als ehemalige Grundschullehrerin vielleicht besser einschätzen kann, für wen das funktioniert. Was sie sagt?

“Kleineres Buch (im Vergleich zu üblichen Bilderbüchern), hübsch gemalte Szenen (Bären statt Menschen) mit wenig Text. Knifflige, spannende Szenarien, zum Teil aus dem Kinderalltag. Keine fortlaufende Handlung.

Inhalt:

Pro Seite ist eine Szenerie zu betrachten, genau im Detail. Dazu gibt es jeweils am unteren Blattrand eine elementare Frage. Manche stehen auch ganz oben, wenn ein Gedanke, eine Szene, auf der anderen Seite verändert wird, gravierend verändert.
Keine Blabla-Frage, vielmehr etwas Elementares. Fast Existentielles, diskutierbar, philosophisch nahezu. Nur Fragen, keine Antworten. Bis zur letzten Seite, da wird eine Aussage getroffen,  die der ganzen Abfolge von Ängsten und Sorgen, die in Bildform dargestellt werden, einen positiven Ausweg aufzeigt.

 

Wir [Anmerkung: mein Papa, ehemals Lehrer am Wirtschaftsgymnasium und meine Mama] haben lange über das Buch gestritten, Pädagogen unter sich. Der eine sagt, das kann kein kleines Kind leisten, das ist viel zu verkopft, reflektiert, erwachsen, schwierig. Keine leichte Lektüre.
Ich finde, das Kind kann so antworten oder reflektieren, wie es das Alter erlaubt und das kann ein mehrmaliger Prozess sein. Auch über Jahre hinweg, mit größeren Geschwistern, Freunden. Das Buch soll wirklich zum Innehalten und Nachdenken anregen, es will Antworten, damit das Gute einer Situation klar herausgestellt werden kann oder man mit einer Situation umzugehen lernt. Das ist eindeutig ein Gesprächsbuch für Klein mit Groß.

Nicht für ein Kind allein, auch nicht kommentarlos zum Vorlesen. Damit muss gearbeitet werden.

Thema:
Miteinander, Ängste, besonders Versagensängste, soziale Freundschaften und Hilfestellungen Das Buch hat viele Altersdimensionen, jedes Kind, das flüssig spricht und eine klare Wahrnehmung hat, kann sich hiermit auseinander setzen, mit Anleitung und Hilfen Erwachsener. Die Dimensionen der Möglichkeiten und Antworten wachsen mit dem Alter des Kindes. Die Erwachsenen können hier selbst mitantworten, eigene Meinungen einbringen.”
Empfohlen wird das Buch ab drei, aber das ist utopisch. Ich vermute, dass es mit fünf klappen könnte, aber vorher ist das alles doch etwas zu theoretisch für uns. Trotzdem ein wundervolles und anregendes Buch, das eben einfach noch ein bisschen auf uns warten muss.

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