Wie das mit dem Nett-Sein funktioniert, weiß meine Tochter eigentlich sehr gut. Warum aber nicht immer jede gut gemeinte Tat auch den Empfänger glücklich macht, das zeigt “Ich bin (fast) immer nett!” von Anna Milbourne und Asa Gilland aus dem Usborne Verlag. Wunderschön gezeichnet mit vielen vielen Details und sehr filigranen und toll integrierten Laserschnitten (Cut-Outs) ist das Buch auch optisch und haptisch für Kinder und Eltern ein Gewinn.
Die Protagonistin möchte immer nur gut handeln, weil ihre Mama ihr beigebracht hat, dass “es das Allerwichtigste auf der Welt ist, nett zu sein.” (Ob ich das so unterschreiben würde, lassen wir mal so dahingestellt, weil ich diese pauschalisierte Aussage etwas fragwürdig finde).
Allerdings klappt das nicht immer so, wie sie sich das vorgestellt hat, weil nicht alle über ihre Aktionen glücklich sind. Daraufhin erklärt Mama ihr, dass sie erst einmal “hundert Schritte in den Schuhen eines anderen gehen” muss, um ihn zu verstehen. Und so wenig wie ein kleines Kind diese Aussage verstehen kann, nimmt auch die Protagonistin es wörtlich und läuft in Mamas schicken Schuhen einmal quer durch die Landschaft. Die Schuhe gehen dabei kaputt, aber Mama erkennt, dass sie dieses Sprichwort ein bisschen besser erklären muss, was sie daraufhin tut.
Was danach kommt mit “Nett zu sein verbreitet ein Gefühl von Wärme und Sonnenschein” – finde ich jetzt auch wieder etwas platt, zumal diese Phrase dann einfach zu oft gedroschen wird.
Ob meine Tochter mit ihren 4,5 Jahren das alles versteht? Ich glaube im Grunde schon, aber ebenso wie die Hauptfigur der Geschichte, ist auch für sie das Sprichwort noch zu abstrakt. Da müssen wir wohl noch ein wenig warten, aber bei der tollen Gestaltung bin ich mir sicher dass wir in ein paar Monaten richtig viel Spaß damit haben werden.